James Turrell: The Substance of Light

Die fantastischen Lichtinstallationen von James Turrell lockten 31 Lernende der Ausrichtung Gestaltung und Kunst am letzten Septembertag nach Deutschland.

Raetho Green, 1968: Aus körperlosem Licht wird (scheinbar) Materie.

Neueingetretene Vollzeitschüler/innen, Ehemalige, Lehrlinge und kurz vor dem Abschluss stehende «alte Hasen» der BMS machten sich gemeinsam auf den Weg, um den freien Sonntag mit einem Kunsterlebnis der besonderen Art zu füllen.

Die lange Bahnfahrt bot nicht nur Gelegenheit für die seltene Begegnung mit dem amerikanischen Lichtkünstler, sondern ermöglichte auch den Austausch von Schulerfahrungen, Zukunftsplänen und Nachhilfestunden für bevorstehende Matheprüfungen! Wir nutzen die Reisezeit fürs Netzwerken auf Schienen und erreichten gegen Mittag erwartungsvoll den Ort Baden-Baden, wo das Museum Frieder Burda mit einer faszinierenden Überblicks-Ausstellung aufwartete. Die Lichtwelten von James Turrell liessen sich hier intensiv erforschen.

Es brauchte wirklich nicht viel, um uns in die Grenzbereiche der Wahrnehmung zu führen. Schon beim Eintritt in die erste Installation verloren in der stockdunklen Zugangspassage alle die Orientierung. Was sich danach eröffnete, war ein fantastischer, dämmeriger Raum, der riesengross wirkte, sich aber als komplette Illusion erwies: Immaterielle Lichtstrukturen suggerierten Räume, Wände, Ebenen, Rahmen, die wir vom sogenannten viewing space aus betrachteten. Dabei fragten wir uns, was eigentlich das Sehen selbst sei, wenn dies alles nicht die Wirklichkeit ist.

«Raetho Green», eine Installation aus dem Jahre 1968, führte uns vor, dass Sehen wandelbar und unzuverlässig ist und Materieloses plötzlich raumgreifend und plastisch erscheint – auf unsere Augen ist also kein Verlass. Diese Erkenntnis war für künstlerisch Veranlagte eine kleine Provokation. Die Wedgeworks-Installation tauchte uns ein in ein Wechselbad der Farben und forderte unsere Augen zur steten Korrektur, bis sich eine völlige Farbverfremdung der sichtbaren Welt einstellte. Schliesslich schauten wir dem Highlight der Schau gespannt entgegen, doch der Eintritt musste durch längeres Schlangestehen bitter verdient werden.

Die Installation «Ganzfeld Apani» belohnte uns mit einem subtilen Erlebnis. Beim Eintritt in die Installation konnten wir erleben, wie sich allein durch die Betrachtung beleuchteter Felder räumliche Konturen aufzulösen begannen und die äussere Wahrnehmung einer Innenschau Platz machte. Der sogenannte Ganzfeld-Effekt, der den Sehenden zum Schauenden werden lässt, wie es die Absicht des Künstlers ist, kam im Andrang der vielen Neugierigen ein wenig zu kurz. Dies tat dem grossen Eindruck der Schau aber keinen Abbruch.

Beeindruckt von den künstlerischen Manipulationen unserer Sinne traten wir am frühen Abend wieder die Heimreise an: lichterfüllt, gut gelaunt und mit einem BMS-Erlebnis reicher.