Kunstwochenende in Paris

Im Rahmen eines Kunstwochenendes in Paris vom 2. bis 4. April 2016 reisten 27 Maturandinnen und Maturanden der Ausrichtung Gestaltung und Kunst nach Paris.

Unterwegs im Louvre mit App und Grips

Die Museumsschätze der Stadt Paris stellten uns ein kunstsinniges Wochenende in Aussicht. Das war genau das, was wir suchten. Ausgerüstet mit einem Museumspass und einer speziell für diese Exkursion programmierten BMS-App zur altniederländischen Sammlung des Louvre, machten wir uns auf den Weg.

Das Musée d’Orsay, ein tonnenüberwölbtes, ehemaliges Bahnhofsgebäude, vermittelte mit seiner Stahl- und Glasarchitektur einen ersten Eindruck der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, die das Antlitz der Stadt bis heute prägt.

Dann ging es los mit unserem Vorhaben, tief in die Kunstgeschichte einzutauchen. Die intellektuellen Gefechte zwischen Poussinisten und Rubenisten konnten wir an Werken von Ingres und Delacroix bestens verfolgen. Angesichts der vielen akademischen Venusakte interessierte uns, was Skandalbilder wie Manets «Olympia» oder sein «Déjeuner sur l’herbe» vor 120 Jahren so Skandalträchtiges zu bieten hatten. Immerhin weckten diese Werke zu ihrer Zeit Stürme der Empörung. Diese Frage sollte auf unserem Rundgang eine Antwort finden.

Ein Blick auf Manets handwerkliche Technik klärte, was das Kunstpublikum des 19. Jahrhunderts zu überschäumender Kritik an der nackten Victorine Meurent alias «Olympia» veranlasste, obschon heute sicher kein Betrachter mehr die selbstbewusste Victorine als «Gorillaweibchen» bezeichnen würde.

Gustave Courbets Gemälde «L’Origine du Monde» hingegen liess schon eher erahnen, wie weit die Grenzen des Erträglichen damals ausgelotet worden waren. Das Bild ist eines der wenigen, das sein Publikum über die Zeiten hinweg eher entgeistert als begeistert hatte. Trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen, einen Blick auf das gewagte Werk zu riskieren, das erst seit kurzem der Öffentlichkeit präsentiert wird. Die kunsthistorischen Erörterungen dazu gehörten für die Lehrerin zum eher herausfordernden Teil der Ausstellungsführung, wie jeder verstehen kann, der das Bild kennt.

Die gedanklichen Grundlagen und Absichten impressionistischer Maler waren in den oberen Gefilden des Museums nachvollziehbar, wo besonders die Rouen-Serie von Monet als Lehrstück dieser Kunstrichtung manch einem die Augen öffnete.

Am Abend legten wir am Ufer der Seine einen Halt bei Sennelier ein, um das historische Geschäft für Farbpigmente zu besuchen – ganz in den Fussstapfen von Claude Monet, der hier schon seine Malutensilien erwarb.

Der folgende Tag gehörte dem Louvre. Hier nahmen wir uns vor, flämische und italienische Malerei genauer zu betrachten und unsere Unterrichtsstunden Revue passieren zu lassen. Unter den 300'000 Exponaten, die das grösste Museum der Welt beherbergt, wollten wir ein paar besondere Rosinen finden. Im Richelieu-Flügel stellten sich einige Teilnehmende den kniffligen Fragen des digitalen Parcours, den die Autorin für den Besuch des Louvre zusammengestellt hatte und der auf dem Handy über eine App absolviert werden konnte. Es war unter anderem eine seltene Gelegenheit, anhand von van Eycks «Rolin-Madonna» den raffinierten malerischen Umgang mit Zinnober und Krapplack-Pigmenten zu beobachten, mit welchen das Kunstgenie des 15. Jahrhunderts bis heute Rätsel aufgibt.

Nachdem die Selfies mit Nike gemacht waren, versammelten wir uns vor der «Belle Ferronière», einem Werk, das vom Strom der Besucherinnen und Besucher völlig unbeachtet blieb. Uns bot dies beste Bedingungen, um ungestört die Besonderheiten von Leonardos Malerei besprechen zu können, bevor der Geräuschpegel im Saal der Mona Lisa über uns hereinbrach und jedes Wort im Keim ersticken liess.

Dennoch konnten wir noch venezianische Highlights an den Seiten des Saales der Joconde ausfindig machen. Hier und da waren Gemälde zu entdecken, die durch besonders kostbare Farbpigmente auffielen oder durch solche, die der Zahn der Zeit schon verdorben hatte – solche malerische Details fielen jenen ins Auge, die besonderes Interesse an historischen Farbpigmenten hatten und im Unterricht theoretisch Erlerntes nun in der praktischen Anwendung beurteilen konnten. Mit Eindrücken aus dem Musée de Cluny und seinen atemberaubenden Tapisserien ging die kunstsinnige Fahrt am Abend wieder nach Hause.