Vortrag und Workshop zum Thema Populismus

Der Amtsantritt Donald Trumps und die Wahlerfolge der AfD und der FPÖ: Populistische Parteien und Politiker feierten im Jahr 2017 verschiedentlich grosse Erfolge – Ereignisse, die im Unterricht zu Diskussionen Anlass gaben.

Weshalb sind populistische Politikerinnen und Politiker so erfolgreich? Was ist Populismus eigentlich? Und ist Populismus eine Gefahr für die Demokratie?

Um diese Fragen zu diskutieren und zu beantworten, lud die Fachgruppe Geschichte und Politik Dr. Martin Wettstein, der an der Universität Zürich innerhalb des SNF-Forschungsprogramms NCCR Democracy zum Thema Populismus und politische Kommunikation forscht, an die BMS Zürich ein. Am 29. November fanden unter seiner Leitung ein Workshop und ein Vortrag unter dem Titel «Der Reiz des Populismus» statt.

Im Rahmen des Workshops analysierten die teilnehmenden Lernenden – rund 90 Schülerinnen und Schüler – Reden verschiedener Politiker, die populistische Kommunikationsstrategien nutzen. Dazu gehören rechte Politiker wie US-Präsident Trump, SVP-Stratege Christoph Blocher und AfD-Vorsitzender Alexander Gauland, aber auch die JUSO-Aushängeschilder Tamara Funiciello und Cédric Wermuth als Beispiele für Linkspopulismus. Sie alle beschreiben in ihren Reden einen «Elite-Volk-Konflikt»: Eine negativ konnotierte Elite bringt das rechtschaffene und tugendhafte Volk um die ihm zustehenden Rechte. Die Redner sprechen im Namen des Volkes und propagieren das Ziel, diesem seine legitime Macht zurückzugeben.

In einem abschliessenden Vergleich strich Dr. Wettstein diese Parallelen heraus. Sie machen die populistische Ideologie aus, die vor allem von rechten Politikern benutzt wird. Während für Trump, Blocher und Gauland das «Polit-Establishment», die «Classe politique» die Elite darstellen, sind es für Funiciello und Wermuth die «Abzocker» und «Bonzen» einer ausbeuterischen Wirtschaftselite.

Im anschliessenden Vortrag, der von rund 45 Lernenden und Lehrpersonen besucht wurde, stellte Dr. Wettstein die Erkenntnisse vor, die das SNF-Forschungsprogramm NCCR Democracy – ein Zusammenschluss von 80 Forschenden aus Politologie, Soziologie, Kommunikationswissenschaft und weiteren Fachgebieten – in den letzten Jahren zum Thema Populismus gewonnen hat. Der aktuelle Erfolg rechtspopulistischer Parteien sei unter anderem auf den Wunsch von Teilen der Bevölkerung zurückzuführen, den Einfluss internationaler Verpflichtungen und Organisationen wie der EU sowie Expertengremien und Bürokraten auf die Politik zurückzudrängen.

Während dieses Anliegen durchaus seine Berechtigung habe, berge ein aggressiver Populismus aber verschiedene Gefahren: so die Ausgrenzung von Minderheiten, die Einschränkung der Meinungsäusserungs- und der Pressefreiheit sowie einen verantwortungslosen und unkooperativen Politikstil. Eine umfassende Medienanalyse habe zudem ergeben, dass populistische Botschaften polarisierend auf die Gesellschaft wirkten und Emotionen wie Ärger und Furcht für bestimmte Zwecke instrumentalisierten.

Vor dem Hintergrund dieser Gefahren ist es zentral, dass der Unterricht im Fach Geschichte und Politik die Lernenden dazu befähigt, populistische Äusserungen erkennen und kritisch hinterfragen zu können. Dazu hat die Veranstaltung vom 29. November einen wichtigen Beitrag geleistet.